Beschreibungen
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„Fantastische Druckwerke“ von Rotraut Richter
Das Fantastische im digitalen Zeitalter mit Erklärungen zu Variationen
des gleichen Grundmotivs
Bild 1
Das Fantatier - Abkürzung für Fantasietier - ist das Grundmotiv.
Es kann in seiner Form, in seiner Oberflächenstruktur und
auch in der Farbe verändert werden, je nachdem in welcher
Umgebung oder Welt es sich aufhält. Seine Urfassung ist das Fantatier auf dem Bild (1) mit August Rodins Höllentor. Die Skulptur des Tors steht in Zürich neben der Kunsthalle. Oben am Höllentor kann man die Skulptur des Denkers erkennen, die auch in Bielefeld neben der Kunsthalle aufgestellt ist. Das Fantatier wird magisch vom Höllentor angezogen und ist ganz im Bann vom Höllentor. Seine Oberflächenstruktur hat sich schon ganz der Oberflächengestaltung des Höllentors formal angepasst. Es wirft auch einen Schlagschatten wie ein echtes Lebewesen in der wirklichen Welt. Es existiert in der wirklichen Welt! Die Darstellungsart nennt man „Digitale Installation“.
Bild 2
Das Fantatier mit Umgebung kann mit Hilfe des Computers und geeigneter Software völlig verändert werden bis ein ganz anderes Bild (2) entsteht: Das Bild „Märchenwelt“ ist durch gespiegelte Verdoppelung aus dem beschriebenem Bild entstanden. So wurde aus dem Außenraum ein Innenraum und das Fantatier nahm an Breite zu und steht nun frontal dem Betrachter gegenüber. Man glaubt, einen Eremiten in seiner Bibliothek zu sehen.
Nimmt man die Farbe hinzu, befindet sich das Bildgeschehen in einer betont anderen Welt (3). Wiederum strebt das Fantatier auf das Höllentor zu, aber eine Fantaechse hat sich dazu gesellt und kommt auf den Betrachter energisch zugelaufen. Die Farbe unterstreicht die Märchenwelt.
Bild 3
Noch zwei weitere Bilder gehören zur Märchenwelt. Das „Rondo“(4) zeigt ein gerahmtes Porträt des Fantatieres, dass sich als Schlossherr hat porträtieren lassen für eine Ahnengalerie im Märchenschloss.
Bild 4
In der „Märchenrevue“ (5) hat das Fantatier seine Artgenossen aufgefordert, zur Feier der Ausstellungseröffnung eine Revue zu tanzen.
Bild 5
Der Chamäleoneffekt spielt besonders bei dem Bild „Digitale Begegnung“(6) eine Rolle. Diesmal hat das Fantatier vom Bild mit dem Höllentor eine andere Oberflächenstruktur erhalten, die aussieht wie aus gebogenen Neonröhren gefertigt. Dadurch ist aus dem schlichten Fantatier ein elektronisches Wunderwesen geworden. Es fährt jetzt mit der Schweizerischen Bundesbahn und begegnet einem schweizerischen Geschäftsmann. Der ist irritiert ob der Begegnung und lässt die Zigarette fast fallen. Das Bild heißt „Digitale Begegnung“, weil die beiden sich nur im digitalen Zeitalter mit Hilfe des Computers begegnen konnten. Vor der Digitalisierung war die Begegnung nicht möglich.
Bild 6
Das ist eine wahre Geschichte, die in etwas veränderte Form tatsächlich passiert ist: Ein schweizerischer Geschäftsmann, ein Bankier, hat im Internet auf meiner Hompage meine Fantatiere entdeckt und wir sind in Geschäftsbeziehungen gekommen. Das ist das Fantastische im digitalen Zeitalter.
Im Schöpfungsakt 1, 2010,
Digitale Malerei und Fotografie, C - Print (limitierte Auflage: 5 Stück): 38 x 47 cm
Das Bild „Im Schöpfungsakt 1“ stellt den Anfang einer Serie von drei Bildern dar, in
der die Entstehung eines Kunstwerks gezeigt wird: „Im Schöpfungsakt 1, 2, 3“. Das
dritte Bild visualisiert die im zentrischen Schriftzug angegebene „Gratwanderung“
des Schöpfungsakts.
Mit Hilfe des Computers male ich meine Fanta(sie)tiere.
Mit dem Fotoapparat halte ich naturalistische Motive aus dem Alltag fest
(hier: Selbstporträt). Beide Welten fließen zusammen in meinen digitalen Bildern.
Schöpfungsakt
1
2
3
Die Arbeit „Wirrlichtige Vision mit 50 Hochfliegern“ zieht sich an allen Fenstern auf drei Seiten um den Pavillon herum. Die „Hochflieger“ sind Zugvögel-Schattenbilder und eine Metapher für den Wunsch aller Künstlerinnen. Denn alle Künstlerinnen – auch Rotraut Richter - haben denselben Wunsch: Die Sternen am KünstlerInnenhimmel greifen – so wie Rotraut Richter auf dem Acrylglasbild nach den Vögeln greift.
Ihre Arbeit bezieht sich auf 2 Dinge:
1. auf den Wunsch aller Künstlerinnen,
2. auf das Licht im Pavillon, erbaut von Hanns Dustmann
Der Pavillon hat die Künstlerinnen inspiriert zum Thema „Licht“, weil er ein so genannter
Glaskasten ist und jede Menge Licht und Transparenz verspricht. Der Architekt
Hanns Dustmann hat ihn 1962 als Bibliothek mit sehr viel Licht zum Lesen erbaut.
Rotraut Richters raumbezogene Viel-Fenster-Installation ist in seiner Durchsichtigkeit eine
Hommage an den Gropiusschüler Hanns Dustmann.
Denn um das Eigentümliche des „Glaskastens“ zu betonen hat Rotraut Richter ihre
Viel-Fenster-Installation auf Acrylglas und 50 Klarsichtfolien gefertigt, so das der
allseitige Fensterausblick in die Installation einbezogen ist. Diese Arbeit ist nur für diesen
Pavillon gemacht und kann in dieser Form nicht woanders ausgestellt werden. Sie ist ein „Ausstellungsunikat“.
Entsprechend dem Titel der Gruppenausstellung „WIRrLichter“ - bestehend aus dem
Gruppennamen „WIR“ und dem Wort „Licht“ – hat Rotraut Richter als Thema ihrer
Arbeit „Wirrlichtige Vision“ gewählt. Diese meint eine trügerische Erscheinung, die in
Schattenbildern wiedergegeben ist.
Die „Hochflieger“ sind der Absturzgefahr ausgesetzt, weil die Klarsichtfolien durch
Temperaturschwankungen vom Fenster abfallen können. Das hat Rotraut Richter
bewusst in Kauf genommen, um den harten Kampf der Künstlerinnen ums Überleben
zu symbolisieren.
Die Arbeit ist in Digital Art gemacht. Die mit Hilfe des Computers gemalten Vögel auf
dem Acrylglasbild sind mit zwei Fotos – einem Selbstporträt und einem Landschaftsfoto
– zusammenmontiert worden.
Raumbezogene Installation für den Brackweder Pavillon in Bielefeld
von Rotraut Richter:
„Wirrlichtige Vision mit 50 Hochfliegern“ - eine Hommage an Hanns Dustmann